Metainformationen zur Seite
  •  

Portastraße


Warum heißt die Bundesstraße oder Portastraße im südlichen Teil des Dorfes “Freiherr-vom-Stein"-Straße?

von Hermann Schmidt

Im Jahre 1796 wurde der Freiherr vom und zum Stein Oberpräsident der Mindener Kriegs- und Domänenkammer. Es wird berichtet, dass er als solcher mit dem Zustand der Kammer in Minden wenig zufrieden war. Es ist von ihm folgende Geschichte überliefert:

Seinem Kanzleidiener passierte eines Tages folgendes Missgeschick: Statt des üblichen Sandes (Löschblätter gab es noch nicht), goss der Unglückliche das Tintenfass über eine wichtige Urkunde. Der Freiherr war darüber so erbost, dass er dem Kanzleidiener die tintenverschmierte Urkunde im Gesicht herumrieb. Zwei Tage später schenkte er dem Unglücksraben zur Versöhnung einen Doppel-Friedrichs-Louisdor. In der Zeit seiner Tätigkeit in Minden ließ der Freiherr vom Stein von 1798-1802 die schöne breite Landstraße von der Bückeburger Grenze über Minden durch die Porta über Herford nach Bielefeld durch das Minden-Ravensberger Land bauen. Die Stände, Städte und die Königliche Kasse teilten sich die Kosten. Bis dahin sollen die Wegeverhältnisse im Minden-Ravensberger Lande in kläglicher Verfassung gewesen sein. Der Freiherr von Vinke war zu Steins Zeiten Landrat in Minden. Ihm wird nachgerühmt, dass er mit Feuereifer seine Arbeit betrieben hat überall möglichst persönlich nach „dem Rechten sah“ und ein besonders gutes Verhältnis zu den Bauern gehabt habe.

Die Portastraße von Porta nach Minden war beiderseits mit Linden bepflanzt worden, die in über 100 Jahren zu Riesenbäumen herangewachsen waren, als sie um 1970 herum dem Moloch Verkehr geopfert werden mussten Die herrliche Lindenallee war ein Juwel in unserer Landschaft. Alle Jahre im Frühling, wenn ihre gewaltigen Kronen junges Laubwerk trugen war es eine Lust, unter diesem Laubdach zu wandeln. Mein Elternhaus lag dicht an der „Chaussee“, wie sie im Volksmunde genannt wurde. Ich habe im Schatten der Linden im Sommer die Straße oft und gern beschritten oder mit dem Fahrrad befahren. Ihr heutiger Zustand - schmucklos, nüchtern, aber natürlich autofreundlich und zweckdienlich ausgebaut mit Parkbuchten, beiderseitigen Bürgersteig, der gleichzeitig Radfahr- und Fußgängerweg ist. Kurzum eine ausgesprochene Autostraße, die Fußgänger und Radfahrer nach Möglichkeit meiden, nicht weil sie sich gegenseitig behindern, sondern weil das Rauschen der Kraft- und Lastwagen in ununterbrochenem Strom und die „dicke Luft“ der Abgase sie vergrämen. Barkhausen mit seiner hässlichen Portastraße, über deren unzumutbare Belastung alle Bürger klagen. Ist mehr oder weniger zu einem schmucklosen Straßendorf geworden - durch den Autoverkehr. „Die man rief, die Geister, wird man nun nicht los!“ Es gibt bei uns entschieden mehr Autos als Fußgänger und Radfahrer zusammen im Straßenbild.