Aus der Schulchronik 1885/86


von Hermann Schmidt


Aus dem Jahre 1885 wird über folgende Schulfeste berichtet:

Sedan-Feier

Am 2. September zur Erinnerung an die glorreiche Schlacht bei Sedan. Der Tag wurde in hergebrachter Weise mit den Schulen von Häverstädt, Bölhorst und Dützen und Rodenbeck gemeinsam auf der Margarethenklus gefeiert. Die Kinder bekamen Kaffee, wofür pro Kind 10 Pf. zu zahlen waren. Fürs Essen hatten die Eltern und Angehörigen selber hinreichend gesorgt. Zahlreicher Besuch. Die Festrede hielt Lehrer Deppe zu Barkhausen. Mit eintretender Dunkelheit trat die Festversammlung über den Königsweg - einen imposanten Fackelzug bildend und patriotische Lieder singend - den Rückweg an. In der Porta wurde ein kleines Feuerwerk abgebrannt.

Der Geburtstag Seiner Majestät des Königs und Kaisers Wilhelm I. wurde am 22. März in allen Klassen durch Schulactus gefeiert.

Am 20. Juli wurde ein Ausflug nach Klein-Eilsen und von dort aus nach Bad Eilsen über die Luhdener Klippen nach Steinbergen und zur Arensburg gemacht. Die Kolone Böschemeier 8, Büsching 9, Stremming 13, Heuke 22 und Heuke 27 und Amann 40 stellten ihre schön mit Grün geschmückten Gespanne zur Verfügung und beteiligten sich nicht nur die 3 Lehrer Deppe, Schrader und Schnelle und der bei weitem größte Teil der Schüler, sondern auch viele erwachsene Glieder der Gemeinde an der interessanten Tour. Bei dem Wirte Niemeyer in Klein-Eilsen wurden die Kinder mit Kaffee, Limonade und Brötchen bewirtet wofür jedes Kind 50 Pfennige zu zahlen hatte.

Am 22. und 23. März 1897 der 100-jährige Geburtstag des hochseligen Kaiser Wilhelm I. Am Sonntag war Feier in allen Kirchen, am Montag in den Schulen, am Dienstag allgemeine Volksbelustigungen. Auch hier wurde am Sonntag eine kirchliche Feier in dem Sinne abgehalten, am Montag Schulactus für alle Klassen, gegen Abend gingen dieselben in geordnetem Zuge in Begleitung der Lehrer, in Gemeinschaft mit dem Kampfgenossen- und Kriegerverein sowie fast allen Angehörigen zu Kaiser Wilhelm-Denkmal hinauf, woselbst ein gemeinschaftlicher Choral gesungen wurde. Dann hielt Pastor Meyer eine zündende patriotische Rede, worauf die I. Klasse mehrstimmige Lieder erklingen ließ. Abends war theatralische Feier des Kampfgenossen- und Kriegervereins nebst Angehörigen bei Gastwirt Krüger. Die Aufführungen fanden solchen Beifall, daß dieselben am Dienstagabend für Jedermann wiederholt werden mußten. Montag und Dienstag waren schulfrei. Den Kindern der 3 oberen Klassen wurden Kaiserbüchlein als Andenken an die 100 Jahrfeier ausgehändigt.

Am 18.7.1906 fand der diesjährige Ausflug der Schule statt. Abweichend von der bisherigen Art wurde diesmal von der Mindener Schleppschiffahrtsgesellschaft der große Dampfer „Helgoland“ gemietet. Schon am Abend vorher legte der Dampfer in der Nähe der Fähre an. Am andern Morgen in der Frühe wurden die Schüler - 350 an der Zahl - und etwa 200 Erwachsene eingeschifft. Dann gings Weser

Aus dem Jahr 1886

Die Gemeinde war genötigt, den Kirchhof zu erweitern. Kolon Böschemeyer überließ sein südlich an den bisherigen Kirchhof grenzendes Grundstück für den Preis von 2.925 Mark pro Morgen. Es wurden etwa 1/2 Morgen = 12 1/2 ar angekauft. Hiervon wurde etwa der ?. Teil vorläufig in Benutzung genommen und zu Erbbegräbnissen verkauft.

18. Oktober - Einweihung des Denkmals

Das bedeutendste und in gleicher Weise nie wiederkehrende Ereignis des Jahres war die Einweihung des vollendeten Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Wittekindsberge, welche am Sonntag, dem 18. Oktober stattfand. Die Zurüstungen und Vorbereitungen hierzu nahmen in der Woche vorher alle Kräfte in Anspruch. Als Beleg hierfür will ich nur anführen, daß der Gottesdienst an diesem Sonntagmorgen hier in der Kapelle nur von 7 Zuhörern besucht war. Auch die Schulkinder haben bei der Ausschmückung der Straßen und Häuser wacker mitgewirkt. Die Schule und die Gemeinde nahm zur Begrüßung der Kaiserlichen Majestäten Aufstellung am Kaiser-Wege in der Nähe der Braunschuschen Besitzung.

Glasfabrik

Die seit Jahren stillgelegte Friedrichshütte in der Porta und die dem Werke gehörige eiserne Hängebrücke gingen durch Kauf an die Herren Oppermann aus Höxter und Gebrüder Wilhelm und August Schwartze aus Hausberge über des gleichen die Fähre in der Porta. Es wurde beabsichtigt, eine Glasfabrik auf dem Hüttenplatze anzulegen. Die Hotelbesitzer in Porta, sowie eine große Anzahl von Bewohnern aus Aulhausen und Barkhausen befürchteten die Belästigungen durch den Dampf und demonstrierten gegen Anlage einer Glasfabrik. Die Königliche Regierung in Minden erteilte daher die beantragte Konzession nicht, der Minister gab zwar die Konzession später, aber unter erschwerenden Bedingungen. Unter diesen Umstanden wurde von der Anlage einer Glasfabrik vorläufig Abstand genommen und statt dessen eine Zementplatten-Fabrik eingerichtet. Durch Zuzug von Beamten und Arbeitern aus Hannover usw. wurden der hiesigen Schule 10 Schüler zugeführt.