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Die Auswirkungen der Industrialisierung


von Hermann Schmidt


Jahr 1818 1843 1871 1895 1905 1925 1933 1939 1946 1950
Einwohner 659 783 1.138 1.786 2.352 2.640 2.938 3.104 3.982 4.132
% Gewachsen je Jahr 2,8 12,7 27,0 28,3 14,4 37,3 27,7 25,4 37,5

Von 1818 bis 1950 angewachsen bis auf das 6,27 fache (659-4132)
Zum Vergleich: Bölhorst, Dützen, Oberlübbe auf das 3-fache, Häverstädt auf das 4 fache, Rothenuffeln auf das 3fache, Unterlübbe auf das 2-fache in demselben Zeitabschnitt angewachsen.

Barkhausen bietet das Musterbeispiel einer aufstrebenden Vorstadtgemeinde mit Siedlungsgruppen aus den verschiedensten Epochen ,von der mittelalterlicher Zeit bis zur Gegenwart sind.
Als älteste Gruppe bei uns, wie schon dargestellt, die Kerngruppen oder Drubbel Aulhausen und Barkhausen (Nr. 1-23) anzusehen, deren Anfänge wohl in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zurückgehen. (ab 500) Landschaftsformen: Wald und Bruchgebiet mit Siedlung in Barkhausen (Drubbel) . Flurformen: Verschieden gerichtete Langstreifengemengefluren. Erweiterung der Haufendrubbel. Herrschaftsverhältnisse: Keine Freibauern. Zehntpflicht .Hausformen: Hallenhaus (Wedigenstein) Einrammhaus, Ankerbalkenhaus (bei uns wüst).
In der 3. hoch- und spätmittelalterlichen Siedlungs- und Rodungsperiode (etwa 1000-1500) haben sich bei uns die Randsiedlungen der Brinksitzer am Berge (Wiehen) aus dem 17. und 18. Jahrhundert angesiedelt, (Nr. 24-42) Kamp- und Kurzstreifenfluren. Erweiterung der Drubbel. Starkes Sozialstrukturgefälle von Gutshöfen (Wedigenstein) zu Heuerlingen, Steinbrüche, Kalköfen, Dachbalkenhaus, Zwei- und Vierständerhaus, getrennte Wohn- und Wirtschaftsräume. Aus dieser Zeit noch alte Stätten wie Nr. 28, 31 33, 35, 39, 42 , 48, 49.
Aus der Übergangszeit vom Bauerndorf zum Arbeiterdorf (1750-1900) (Bewirtschaftung aller Ödlandflächen, Gemeinheitsteilungen, Durchdringung von Landwirtschaft und Lohnarbeit, haben wir in Barkhausen noch zahlreiche Häuser als Bauzeugen jener Zeit, wenngleich ihre Zahl durch Umbauten und Modernisierung nicht mehr voll erkennbar ist und laufend geringer wird. Die Massivbauten der großen Höfe stammen alle aus dieser Zeit, zumeist um 1850-60 (nach dem die Bauern endgültig frei geworden waren). Beispiele: Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 15, 16, 17, 20, 21, 22, 23, 29, 30, 32, 33, 34, 37, 38, 40 41, 43, 44, 45, 46, 47, 51, 53. Die ersten Häuser der Neuwohner oder Neubauer von Haus-Nr. 50 etwa an bis 150 waren z.T. noch Fachwerkhäuser, mit großer Diele, großer Dielentür mit Stallungen im Haus. Sie sind heute alle umgebaut, nur ganz wenige lassen das Fachwerk erkennen.
In der Periode der Industrialisierung, besonders der Randgemeinde wie Barkhausen, (ab 1870 etwa) entwickelt sich Barkhausen allmählich zum Luftkurort, die ersten Villen werden gebaut, alle Feldfluren werden verkoppelt, das Verkehrsnetz wird ausgebaut, (Kreisstraße, Straßenbahn nach Minden, Personenschiffahrt auf der Weser) nach 1918 werden die ersten Plansiedlungen in Barkhausen (die „Kolonie“ 1921, Kampstraße 1938, usw.) der Fremdenverkehr in der Porta nimmt gewaltig zu, Arbeiter- und Angestelltenverhältnis zur Stadt Minden. Einzelhäuser, Wohnblöcke und Villenbauten. Der Verkehr nimmt infolge der Motorisierung ungeheuer zu, besonders auf der Bundesstraße 61 (Portastraße) ,die unser Dorf „unbarmherzig“ in 2 Hälften teilt und mit ihrem entsetzlichen Verkehrslärm und Abgasen für alle Barkhauser, besonders aber für die Anlieger zur Landplage geworden ist, besonders nach dem Brücken-Neubau in der Porta 1954.
Wie schon früher erwähnt, war bei den Kämpfen im April 1945 gegen die angreifenden Amerikaner unsere altvertraute gute Kettenbrücke unnötigerweise von einem Leutnant „im höchsten Auftrage“ gesprengt worden. Im Jahre 1864 eigens zum Transport von Eisenerzen vom Hausberger Glockenbrink über die Weser zur Eisenhütte auf dem westlichen Weserufer gebaut (nur bis 1868), stand sie später über viele Jahrzehnte hinweg fast ausschließlich im Dienst des immer mehr zunehmenden Fremdenverkehrs. Eine zusätzliche Sehenswürdigkeit der Porta Westfalica. Eine Brücke, die im Sturm schwankte, die wir als Kinder aber auch mit unseren schwachen Kräften zum Schwanken bringen konnten.
2 Pfennig Brückenzoll wurden für jeden Übergang vom alten Zacher in Uniform „stotternd“ erbeten, später 3 Pfennig. Der Holzbohlenbelag der Brücke, die tatsächlich mit eisernen Ketten an 4 Eisenpfählen „baumelte“, mußten des Öfteren ausgebessert werden.
Als ich aus dem Kriege heimkam, lag die Altvertraute im Strome, und der Verkehr nach „drüben“ wurde in Verlängerung der Fährstraße wie ehedem durch eine Fähre bewältigt. Dieser zeitraubende Zustand dauerte 9 Jahre lang, und wurde nur einige Male wintertags durch eine „Eisbrücke“, die sogar schwere Lastwagen trug, unterbrochen.