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Der Fremdenverkehr in der Porta 1938/39


von Hermann Schmidt


Aus der Zeit vor dem 2. Weltkriege berichtet der Chronist vom Fremdenverkehr in der Porta folgendes:

Unsere Gemeinde hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten wesentlich zu ihren Gunsten verändert. Alle Jahre kommen in den Sommermonaten Taus sende von Ausflüglern aus unserer westfälischen Heimat, aus Niedersachsen von der Waterkant, von Hamburg, Bremen, Hannover, aber auch aus Holland und Dänemark zur Porta. Anziehungspunkte für sie sind für die Gäste aus der Tiefebene zunächst einmal die Berge, der Weserdurchbruch durch die Porta, das Denkmal, die Hausberger Schweiz, das Wasserstraßenkreuz in Minden . Auch viele Oeynhauser Kurgäste verbrachten in der Porta noch einige Wochen zur Nachkur. Außer den großen Hotels und den Gasthöfen stellten auch immer mehr Privatbesitzer Quartiere zur Verfügung. Barkhausen an der Porta wurde zum Luftkurort erklärt. Neben dem Bergverein Minden (1888) bildete sich in Barkhausen ein „Verschönerungsverein“, der nicht nur den Nordabhang des Wiehengebirges (Bauernberg) betreute, sondern auch im Dorfe selbst durch Vorgartenwettbewerbe, Straßenpflege, Verschönerung der Häuserfronten durch Neuanstriche, neue Zäune, zusammen mit der Gemeinde planmäßigen Ausbau der Straßen und anderen Maßnahmen dafür sorgte, daß unser Dorf schöner und sauberer wurde. Die Versorgung mit elektrischem Strom, Wasser und Gas war gesichert. Straßenbeleuchtung, mit der Portastraße beginnend, wurde mehr und mehr ausgebaut. Um den immer stärkeren Verkehr auf der großen Zu- und Durchfahrtsstraße, der Portastraße, besser bewältigen zu können, wurden die tiefen Chausseegräben beiderseits zugeschüttet und so Rad- und Fußgängerwege geschaffen. Die Straßenbahn hatte schon bei ihrer Elektrifizierung 1921 Rillenschienen bekommen. Auch die Bachläufe durch das Dorf wurden kanalisiert.

Das Hotel „Westfälische Pforte“ war zwar nach dem 1. Weltkriege zum Kinderheim des Landkreises Köln funktioniert worden, aber der „Kaiserhof“ mit seinem Riesensaal, einem kleineren, einer Gartenterrasse, das Hotel „Friedenstal“ mit Saal und großem Garten, später auch Parkplatz, das Gasthaus „Zur Berglust“, auch mit einem großen Saal, genauso wie der „Lindenhof“ mit Garten und Saal boten reichlich Platz für Gäste aller Art, vor allem auch für Großveranstaltungen und große Feiern und Feste. So konnte das im Jahre 192? zum ersten Mal gefeierte Völksschützenfest gleich mit großer Beteiligung im großen Saale des „Kaiserhofs“ in voller Unabhängigkeit vom Wetter gefeiert werden. Der Schützenverein Barkhausen unter Leitung des Obersten Karl Weber zusammen mit dem Festwirt Carl Knoblich vom „Kaiserhof“ schafften auf Anhieb ein wahres Dorfgemeinschaftsfest, das bis heute alle 2 Jahre ganz groß gefeiert wird, leider seit dem 2. Weltkriege nicht mehr im großen Kaiserhofsaale.
(Darüber mehr beim „Schützenverein“!)

Die Vielzahl großer Säle in Barkhausen machte es auch möglich, im Sommer des Jahres 1925 bei uns einen großen Sängerwettstreit von Männerchören der engeren und weiteren Umgebung zu veranstalten, Etwa 40-50 Chöre nahmen teil, die nach ihrer Stimmenzahl in 6 verschiedene Klassen eingeteilt waren . „Melodia“ Münster und ein Harburger Chor z. B, traten mit 95 Sängern an, die kleinsten mit etwa 30. Ich selbst, damals Lehrer in Horn in Lippe gehörte zur „Glocke“ Horn, 56 Sänger. (Näheres darüber in der Kopie über das Fest aus dem ARCHIV aus Minden)
Alle Sonntage fanden damals nachmittags im großen Saal des Kaiserhofes Konzerte der Mindener-Militärkapellen (Infanterie-Musikmeister Händel, der Artillerie mit Musikmeister Adam und der Pionierkapelle mit Musikmeister Schönfeld) statt. Der Riesensaal war stets voll besetzt.
Das war er aber auch bei den Veranstaltungen der „Kamipo“, der Karnevalsgesellschaft Minden in der Karnevalszeit. Im Jahre 1926 haben wir in beiden Sälen des „Kaiserhof“ einen riesigen Maskenball besucht. Es war toll!

Auch der Verschönerungsverein Barkhausen veranstaltete in jedem Jahre im „Kaiserhof“ ein Dorfgemeinschaftsfest im großen Stile:
Laienspiele, Volkstänze, ein Laienorchester. Alle Vereine beteiligten sich. Es gab eine große Tombola und einen zünftigen Festball bis in die frühen Morgenstunden. Die ländlichen Feste wie „Kranzreiten“ und „Erntefest“ fielen weg, dafür begann 1928 die große Zeit der „Heimatspiele“.