Friedrichshütte


Standort

Schwartze Straße, Porta Westfalica


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Wer kennt das Eisenwerk „Friedrichshütte"? (1930)

Im Besitz des Herrn Fabrikdirektors Borchard-Porta befinden sich zwei alte Photographien vom früheren Zustand der Porta Westfalica. Auf der einen sieht man die Hängebrücke und den alten Bahnhof Porta. Dahinter den fast kahlen Hang des Jakobsberges, auf dem, wie die sichtbaren Förderanlagen zeigen, noch Steine gebrochen werden. Vom neuen Bahnhof, dem Hotel „Großer Kurfürst„. dem Postamt und den Gebäuden der Glasfabrik ist noch keine Spur zu sehen. Anstelle der letztgenannten liegt ein von Bäumen beschattetes Fachwerkhaus. Nicht minder interessant ist eine zweite große Aufnahme vom anderen Weserufer. Im Mittelpunkt steht wieder die Brücke mit kleinen Gleisen, unmittelbar auf die „Friedrichshütte“ zuführend, die die Brücke durch Dr. h.c. Gieseler-Bernburg erbaut haben soll, um Anschluß an die Staatsbahn zu erhalten. Die Friedrichshütte„ mit rauchenden Schmelzöfen vor dem noch nicht mit dem Denkmal gekrönten Berge fesselt die Aufmerksamkeit des Betrachters am meisten. Dahinter schaut man in den öden Steinbruch, in dem jetzt die Freilichtspiele stattfinden. Von den vielen Häusern, die sich heute an der Minden-Herforder Landstraße, etwa vom Kaiserhof bis Barkhausen, entlang und zur Weser herunter erheben, sind nur einzelne vorhanden. Also auch hier ein vollkommen anderes Bild!

Auf der Rückseite der zweiten Photographie finden wir folgende interessanten Angaben über die „Friedrichshütte“ von Herrn Gemeindevorsteher Heinrich Pohlmeier-Barkhausen und Herrn Direktor Borchard-Porta: In den fünfziger Jahren vorigen Jahrhunderts wurde von dem damaligen Steiger aus der Kohlenzeche Laura (jetzt Bad Zollern Nottmeier) und dem Schachtmeister Schröder auf Laura im hiesigen Gebirge Eisenerz entdeckt. Sie sicherten sich das Mutungsrecht beim Oberbergamt. Hierauf gründete sich eine Aktiengesellschaft, die in den Jahren 1857-1860 die Eisenhütte „Porta Westfalica„ hier errichtete. Ein Direktor Füllhorst war der erste Direktor, der das Werk errichtete. In den sechziger Jahren wurde die Hütte stillgelegt. Es trat dann wieder eine neue Gesellschaft. welche sie wieder in Betrieb letzte, ins Leben, und zwar unter dem Namen „Friedrichshütte“. Es arbeiteten auf dieser etwa 3-400 Mann.

Diesen Mitteilungen des Herrn Pohlmeier fügt Herr Direktor Borchard noch die Notiz bei: Am 1. November 1858 wurden von der Aktiengesellschaft für Bergbau- und Hüttenbetrieb Aktien ausgegeben über je 500 Taler. Ein Originalstück befindet sich in den Händen des Herrn Albert Marowsky in Minden.

Für die Heimatfreunde ist es nun von Interesse, näheres über Entstehung, Entwicklung, und Ende der „Friedrichshütte„ zu erfahren. Wir richten daher die Frage an die Leser:

Wer kennt Nachrichten und Bilder von der Eisenhütte Porta Westfalica oder „Friedrichshütte“?

Mit dieser Frage sei eine andere verbunden: Wer gibt Auskunft über die sogenannte Domkapitelsmühle zwischen der Porta und Minden?

Freundliche Mitteilungen bitten wir an die Schriftleitung der Heimatblätter zu richten. K.1)


Das Eisenwerk Friedrichshütte (1930)

Auf die Frage 1 der Mindener Heimatblätter Nr. 15: „Wer kennt das Eisenwerk Friedrichshütte?„ ist unter anderem eine Antwort von Fräulein L. Braun eingelaufen, die wir hier teilweise abdrucken wollen:

„Die Eisenhütte „Porta Westfalica“ brachte Leben und Verdienst in unsere damals recht stille Gegend. Ein lukratives Unternehmen wird das Ganze nicht gewesen sein, denn Eisenstein wie Kohle auf dem linken Weserufer, worauf man gerechnet, versagten. Das Werk aber stand da, fertig zur Arbeit, und so sah man sich genötigt, Kohle wir Material, besonders Eisenstein, von der anderen Weserseite zu verschaffen. Kohlen rollten an per Bahn und Eisenstein lieferten die nächsten Hügel um Hausberge für Längere Feit genügend Da aber nur eine Fähre für jeglichen Transport vom rechten zum linken Weserufer bestand — ich erinnere mich noch deutlich des beständigen Hin- und Herfahrens des größeren flachen Bootes, in dem mehrere Wagen gleichzeitig Platz hatten, wie der Beförderung der Arbeiter, die meist auf Hausberger Seite ihr Zuhause hatten — so war der Brückenbau wohl Not Sache.

Ich meine, dass um 1868 die Kettenbrücke im Betrieb war. Eine Pferdeschleppbahn brächte nun alles Nötige zur Hütte und die restlichen Kiesbestände ließen Hügel an ebenen Stellen erstehen oder füllten tiefliegende Wiesen und Gärten aus, wodurch auch der Marktplatz in Hausberge entstand. Es hatten viele Menschen Arbeit, doch die Hütte arbeitete wohl stets mit Schaden. — abends so um 5 oder 6 Uhr gab die Hütte immer das schöne Schauspiel, sie ganz in Glut getaucht zu sehen, da wurde das flüssige Eisen abgelassen, und weithin leuchtete der Schein. Das täglich zu sehen, wurde uns Kindern nicht leid. Einmal nahm der Vater uns mit und ließ uns dies herrliche Schauspiel ganz in der Nähe der Öfen genießen und das Eisen in Barren erkalten sehen. - Einer der Direktoren der ersten Ära der Hütte hieß Doer, ein späterer Gielen. Zu dem Bau des hohen Schornsteines hatte man Wallonen berufen, ob auch für die Ofenanlage. ist mir nicht erinnerlich. Der Schornstein sollte ein Kunstwerk sein und ist erst, wie ich meine, unter Besitz Schwartzes nach und nach abgetragen worden.

Das Terrain der Glashütte an der Weser trug zu meiner Kinderzeit eine Dampfmühle von beträchtlicher Größe und zu dieser gehörte der große Schlot, der beim Brande der Mühe unversehrt stehen blieb und den die Glashüttenerbauer Meyer und Schwartze mit dem Grundstück übernahmen. Das Haus in Fachwerk lag wohl hinter der Dampfmühle. Es wohnten damals vier aus Amerika zurückgekehrte Familien darin, Schmücke, der später in Hausberge eine kleine Zigarrenfabrik betrieb. Ich hatte eine Zeichnung eigentlich nur skizzierter Lageplan der ganzen Gegend: sollte ich sie noch finden, werde ich sie Ihnen gerne vorlegen. Es existiert eine Photographie der Dampfmühlruine nach dem Brande. Auch wir besahen sie. Leider weiß ich nicht, wohin sie schließlich gekommen ist. An der Stelle des Postamts 2 Porta — möglich, dass etwas näher an der Weser — lag das Wohnhaus mit Garten des Pächters der königlichen Fähre, Gößling, der später mit seinen Söhnen eine Glashütte bei Bielefeld errichtete.„2)

1)
Dr. Keber, Minden, Steinstraße 16a - Mindener Heimatblätter Nr 15 - 1930
2)
Dr. Keber, Minden, Steinstraße 16a - Mindener Heimatblätter Nr 16 - 1930