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Hausinschriften


Hausinschriften als Zeugen aus vergangenen Tagen von Hermann Schmidt


Von den alten Bauernstätten unseres Dorfes sind heute ,also im Jahre 1979 nur noch folgende „im Betrieb“:

Nr. 1 Schonebohm-Bergbrede, Weserstraße
Nr. 2 Ernsting-Oberstemeyer-Koch, Aulhauser Weg
Nr. 5 Stremming-Kütemeier, altes Haus Kirch- bzw. Pfarrstraße, neuangesiedelt nach Erbeweg
Nr. 8 Böschemeyer, altes Haus Kapellenwinkel, neues Haus Alte Poststraße
Nr. 9 Gerkemeyer-Büsching, Kapellenweg
Nr. 10 Bekemeyer-Schonebohm, Kapellenweg
Nr. 12 Heinrichsmeyer-Schmeißmeier, Kapellenweg
Nr. 15 Arnsmeyer (1979 abgebrannt), aber noch im Betrieb, Lannertstraße
Nr. 16 Hutze-Borchert, Lannertsstraße
Nr. 20 Heuke-Steinmeier-Stremming, Alte Poststraße
Nr. 23 Grotemeyer, Kreisstraße
Nr. 27 Heuke-Münstermann-Wisselmann, (Pachter Arendes) Portastraße 77
Nr. 29 Krüger-Jürgensmeier-Kelle, Barkhauser Weg
Nr. 40 Amann, Fritz, Alte Poststraße
Nr. 68 Heuke, Alte Poststraße
Nr. 11 Hopmeier-Koch, Neubau Feldstraße
Nr. 3 Erffmeyer, Barkhauser Weg, altes Haus abgebrannt, Neubau, alle Äcker verpachtet
Nr. 4 Thomsmeyer-Kelle, Neubau, Äcker größtenteils verkauft
Nr. 6 seit etwa 1860 nicht mehr existent
Nr. 7 Schwarze, Sackstraße moderner Neubau, Acker alle verkauft
Nr. 13 kein Hof mehr, Kreisstraße 2, Fabrik, Ackerflächen vom Erbehof bewirtschaftet
Nr. 14 Korte-Müller nicht mehr existent
Nr. 17 Pfarrstraße, Erkskoch-Lübking, kein Hof mehr, Müllabfuhr
Nr. 18 und Nr.19 nicht mehr existent
Nr. 21 und Nr. 22, die Gebäude (aus jüngerer Zeit) stehen noch, alle Äcker verkauft bzw. verpachtet
Nr. 24 und Nr. 25 in Hof Nr. 27 übergegangen
Nr. 26 Lohmeier aufgelöst, jetzt Tankstelle

Von den übrig gebliebenen 14 Höfen (Stätten) aus alter Zeit in unseren Dorfe, das einmal ein Bauerndorf war, tragen nur noch etwa die Hälfte am älteren Haus (100 Jahre alt) an der Giebelseite des Hauses einen alten Haustürbogen, geschnitzt und ausgemalt mit Hausinschrift. Wo sind die andern, ganz sicher einmal vorhandenen? Niemand konnte, oder wollte mir darauf eine Antwort geben. Ich verstehe nicht, warum man nicht bei den sicherlich notwendigen Umbauten oder Neubauten (nach Branden Nr. 8, Nr. 3, Nr. 4,Nr. 11, Nr. 26, Nr. 32) die alten, wertvollen Holzschnitzereien und Sprüche an geeigneten Stellen hat wieder einbauen können oder sie wenigstens hat aufbewahren können, sei es auch nur im Museum. Siehe weiter unten als Beispiel der Abbruch des alten Hauses Nr. 7 aus der Sackstraße nach 1970! Antiquitätenhändler scheint mir, finden immer wieder Abnehmer, die den hohen Wert der alten bäuerlichen Holzschnittkunst erkennen und sie in oder an den Häusern anbringen lassen wo man gar keine Beziehung zu den Inschriften hat.

Unsere Vorfahren haben es sich allerlei kosten lassen trotz ihrer vielseitigen anderen Belastungen, einen solchen Torbogen mit den Daten, Name der Erbauer und einen frommen Spruch als Mahner und Warner, aber auch als Zierde, in ihr neues Haus einzubauen. Die Zimmerleute, deren Name sich oft hinter dem eingeschnitzten Z. oder Z.M. verbirgt, haben durch weg ein Jahr Zeit beansprucht, um das Eichenholz für Ständerwerk, Balken und Sparren herzurichten. Aber ebenso lange, so berichtet H. Ottensmeier, Löhne, habe der Schnitzer und Ausmaler für Türbogen, Hausinschrift usw. gebraucht. Was würde heutzutage so etwas kosten? Wäre man heute noch bereit, die Kosten für solche teuren Schmuck zu zahlen und was mir besonders wichtig erscheint sich so freimütig zu den Aussagen solcher christlichen oder auch nur klugen Aussprüche zu bekennen?

Auch heute noch gehören zur Pflege und Unterhaltung solche Holzinschriften materielle Opfer. Unerlässlich ist auch ein gewisser Kunstverständnis und ein wenig Familiensinn. Ich habe mir die Mühe gemacht, die noch vorhandenen Schnitz- und Hankenwerke an den Hauseingängen zu entziffern, bei einigen bedurfte das keiner Anstrengung, sie waren bestens ausgemalt und gepflegt, einige bedurften dringender Überholung! (Ob mein Besuch eine Anregung war?) Viele sind bei Umbauten im den letzten 60-70 Jahren verloren gegangen, (die Besitzer kannten sie leider nicht mehr). Aus den von mir gesammelten, nachstehend aufgeführten Inschriften spricht einfache, schlichte minden-ravensbergische Art Frömmigkeit, das Abhängigskeitsgefühl von Gott, der Glück und Unglück, in der Hand hat, Wind und Wetter, Feuer und Hagel lenkt, aber auch vertrauensfolge Hingabe an Ihn.
Auch bei der Siedlungsgeschichte des Dorfes haben mir diese Hausinschriften wertvolle Hilfe geleistet, wenngleich die Jahreszahlen der meist in den senkrechten Türpfosten eingeschnitzten Zahlen kaum über die letzten 250 Jahre hinausgehen.
Es folgen nun die einzelnen Hausinschriften in der Reihenfolgst der alten Hausnummern:

Alte Hausnummer 1, Schonebohm-Bergbrede (Jetzt Weserstraße 1)
Wer bei der Arbeit Gott ruft an, befindet das ehr wohl gethan,
weil ehr den Seinen, die ehr liebt, den Segen ohne Sorgen giebt.
Wer beharret bis ans Ende, der wird selig werden.
Johann Heinrich Schonebaum und
Luisa Christina Schonebaumen
G.B.( Steffens ) Christian Friedrich
Hartmann Den 24.September 1756

Alte Hausnummer 7, Koch-Schwarze, Neubau (1970 ) Sackstraße
Dieses sicherlich eines der ältesten Bauernhäuser unseres Dorfes ist etwa vor 10 Jahren erst abgerissen worden und durch einen Neubau ersetzt, nachdem der landwirtschaftliche Betrieb schon seit der Jahrhundertwende etwa eingestellt worden war. Die beiliegende Fotoaufnahme zeigt den Südgiebel des alten typischen Vierständerhauses minden-ravensbergische Art. Darüber ausführlich später!
Die Balkeninschrift dieses alten Bauernhauses ist ein Beispiel dafür, daß auch besondere, in das Leben der Dorfgemeinde tief einschneidende Ereignisse, die, wie in diesem Falle, von keiner Chronik berichtet werden, auf diese, fest eingeschnitzt in Eichenholz und allen sicht- und lesbar gemacht, der Nachwelt überliefert werden. Also lautete der Text, in der Ausdrucksweise unserer Zeit gesagt, „als Balkenüberschrift“:

Das war ein fürchterlicher Tag,
So sah ihn keiner wieser.
Ein Feuer, das mit Wut aus brach,
schlug alles sogleich nieder.
Es drohte der Flammen Wut,
den ganzen Ort zu vernichten.
Den 18. Oktober 1811.
Das war eine schreckliche Feuersbrunst.
In diesem Dorfe waren 36 Hauser verbrannt.
Ach, Gott, bewahre uns und alle,
daß wir nie so eine Ritag wieder erleben mögen.
Dieses Wohnhaus am 30. April wieder hergestellt.
Johann Henrich Franzmeier und Anne Margrete Liesbeth Rahrs
haben dieses Haus bauen lassen durch M. Kunte.

Alte Hausnummer 8, im Kapellenwinkel
Ein verhältnismäßig kleines 4-Ständerhaus, das nur bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts als Bauernhaus, dann weiterhin bis 1970 etwa als Wohnhaus für Leibzüchter und vor allem für auf dem Hof beschäftigte verheiratete Knechte diente (jetzt frei vermietet). Der um 1850 neu erbaute Hof liegt auf der Aulhauser Seite des Dorfes an der Alten Poststraße 91 nach Blitzschlag abgebrannt, neu aufgebaut, nur im Grundriß noch im alten Stile und seit etwa 15 Jahren „zur Hälfte“ Eine Fremdenpension nach der modernen Art „Urlaub auf dem Bauernhof“.
Das o.g. kleine alte Bauernhaus trägt folgende Inschrift:

Heinrich Christian Böschemeier und Charlotte Christine Böschemeier, Geborene Homeiers haben dieses Haus lassen bauen.
F.M. Schütte M. Koch 1840

Alte Hausnummer 9, Meyer-Gerdmeier-Gerkemeyer-Büsching
Der erste Hof Nr. 9 lag, wie schon beim „Barkhauser Drubbel“ dargestellt, ganz dicht bei der alten Kapelle. Im Jahre 1881 erst erfolgte anscheinend die Aussiedlung zur heutigen Stätte, etwa 200 meter weiter nördlich, am Ortsbach entlang, Kapellenweg Nr. 9.

Wilhelm Büsching . Scharlotte Büsching gbr. Erfmeier. haben dieses Haus durch Gotteshülfe
Bauen lassen. durch den Zi. H. Bergbrede. u.d. M.E. Sierig. Unsern Eingang segne Gott. unseren Aufgang
gleicher masen.
Erbaut 1881
Nr. 9

Alte Hausnummer 10, Bekemeyer-Beckemeier-Schonebohm
Auch diese Stätte lag vor 1862 im Drubbel bei der Kapelle, jetzt gegenüber von Büsching auf der östlichen Seite des Kapellenwegs.
Bunt ausgemalt und sehr deutlich lesbar ,wie bei fast allen großen Höfen unseres Dorfes an der nördlichen Giebelseite über „Niederntür“.

Segne uns Gott, unser Gott, und alle Welt fürchte ihn.
Alle Eure Sorgen Werfet auf Gott, Den Er sorget für Euch.
Wenn ich Mich zu Bette lege, so Denke ich an Dich.
Wenn ich Erwache, so Rede ich von Dir. Denn Du bist mein Helfer.
Wilhelm Schohm von Erbe und Justine Schonebohm Geb. Bekemeier Die haben Dieses Haus Lassen Bauen im Jahre 1862.
Ich und mein Haus Wollen Dem Herrn Dienen Nro 10

Alte Hausnummer 20, Heuke Aulhausen, heute Stremming, Alte Poststraße 38
Bis 1826 lag diese Stätte im Aulhauser Drubbel, auch als Hausnummer 20
Bewahre Gott dies Haus für alle Gefahr, Worin ein Haus stehet.
Drei Dinge sind, die Gott wohl gefallen. Wan sich Mann und Frau
lib haben und Brüder sich eins sein. die Nachbarn sich gut stehen.
Ich habe mich vorgenommen, mit Gott durch die Welt zu kommen.
Dies Haus hat lassen bauen Wilhelm Heuke und seine Frau Ilsebein Heuke geborene Brinks vun Eickzen. Die beiden haben lassen bauen das Haus.
24. Juny 1826.
Nr. 20 Bewahre Gott dies Haus für alle Gefahr.
Wilhelm Heuke und Frau.

Alte Hausnummer 27, Heuke-Schlomann-Münstermann-Wisselmann-Mohme
Bis 1866 lag die Stätte 27 in Bergnahe am Barkhauser Weg, jetzt Portastraße 77.
An der Nordseite, der Westseite und auf der Ostseite sind immer in Stein eingemeißelt, folgende Inschriften zu lesen:
Nordseite: Erbaut durch M. E .König und Z.M. H. Schütte 1866.
Wilhelm Heuke Nr. 27 1866

Ostseite: Wer ein- und ausgeht durch die Tür,
der soll bedenken für und für,
daß unser Heiland Jesus Christ
die rechte Tur zum Himmel ist.
Heuke Erbaut 1858.
Westseite: Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang gleichermaßen. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird´s wohl machen.

Alte Hausnummer 68, Heuke-Arnsmeyer-Amann, Heinrich, Alte Poststraße 26
Unsern Eingang segne Gott, Unsern Ausgang gleichermaßen.
Segne unser täglich Brot, segne unser Tun und Lassen.
Segne uns mit sel, gem Sterben und mach uns zu Himmelserben
Alle eure Sorgen werfet auf den Herrn, den er wird wohl für euch Sorgen.
Heinrich Friedrich Heuke - Charlotte Luise Heuke geborene Hutzen
die haben dieses Haus erbaut im Jahre 1861 durch den R Lühmann und den P. Köhring.

Alte Hausnummer 113, Linneweber, Kreisstraße
„ Laß dich, Herr Jesu Christ, auf mein Gebet bewegen,
Komm in mein Herz und Haus!
All Arbeit, Müh und Kunst ohn' dich nichts richtet aus.
Wo du, Herr Jesu in Gnaden bist, kommt Segen in mein Herz und Haus.“
Erbaut durch Gottes Hülfe und Segen von
Gottlieb Grotemeier und seine Ehefrau Karoline Grotemeier geborene Alkemeyer 1863 - Nr.113


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