Zwerge, Dutten, Unterirdische, Wichtel


Die Dutten im Mindenerwalde

Im Mindenerwalde wohnte ein kleines Volk, die Dutten1). In der Zeit, als die christliche Religion schon in und um Minden viele Anhänger gewonnen, war genanntes Völkchen den alten Göttern noch treu ergeben, welches es jedoch aus Furcht vor den mächtigen, anders denkenden Nachbaren geheim hielt. Vorzüglich geschah dieses mit den Wanderungen zum Wallfahrtsteiche zwischen Minden und Todtenhausen, einem heiligen Orte, wo sie öfters ihren Göttern opferten und im geweihten Wasser sich badeten. Da sie aber nur in finsteren Nächten hinzupilgern wagten, so leiteten sie, um dem öfteren Verirren in dem finsteren Walde vorzubeugen, einen Faden von ihrem Wohnorte zu dem heiligen Teiche. Ein mutwilliger Nachbar entdeckte diesen und leitete ihn in einen Sumpf. Darin sind denn alle Dutten elendiglich umgekommen. Seit der Zeit gebraucht man die Bezeichnung Dutten für einen dummen Menschen.


Der Durant

Die Unterirdischen entwenden gern Müttern die kleinen Kinder. Sie thun dies, um ihr Geschlecht zu verbessern. Denn wenn sie nicht von Zeit zu Zeit Menschenkinder unter sich auf nähmen, so würden sie endlich gar zu klein werden und ganz zusammenschwinden. An die Stelle der Säuglinge legen sie dann Wechselbälge hin, welche nicht wachsen und gedeihen wollen. Es giebt ein Kraut, welches sie abhält, daß ist der Durant. Bindet man dies an das Kind, so ist es sicher. Eine Wöchnerin in Hartum bei Minden, die dies auch gethan hatte, lag einstmals des Nachts in ihrem Bette und konnte nicht schlafen. Da kamen ganz leise zwei Wichtel herein geschlichen und nahten sich der Wiege. Plötzlich hatte der eine von ihnen den Durant bemerkt, blieb stehen und sagte zu seinem Gefährten:

Stoß mir nicht an den Durant, Sonst kommen wir nimmer in unser Vaterland.

Und damit setzten sie beide ihre Nebelkappen auf und waren verschwunden.


Zirkzirk

Einer Frau hat einmal das Spinnen nicht recht von der Hand gewollt, und ihr Mann hat oft gescholten, daß sie nichts vor sich bringe, und wie sie einmal darüber ganz traurig ist und so in ihren Gedanken dahin geht, steht plötzlich ein Zwerg vor ihr, der sie fragt, was ihr fehle, und ob er ihr nicht helfen könne. Da erzählt sie ihm alles, und der Zwerg sagt, er wolle ihr schon helfen, wenn sie ihm nur das geben wolle, was sie unter der Schürze habe; könne sie aber raten, wie er heiße, so brauche sie ihm gar nichts zu geben. Die Frau bedachte sich auch nicht lange und sagte „Ja!“, denn sie glaubte nichts darunter zu haben. Von der Zeit an hat sie immer Garn genug gehabt, und alle Sonnabende, wenn ihr Mann kam und nachsah, war das Stück voll. Da ist sie vergnügt und zufrieden gewesen, aber es hat nicht lange gedauert, da hat sich das geändert, denn sie sollte in die Wochen kommen und wußte nun wohl, was der Zwerg gemeint habe. Voll Betrübnis hat sie alles ihrem Manne erzählt, und wie der eines Tags über einen Berg geht, hört er ein schnurrendes Rad im Berge drehen und einen Zwerg dazu singen:

„Dat is gaut, dat dat de gnädige Fru nich weit, dat id Zirkzirk heit.„

Da ist er vergnügt nach Hause gegangen, hat alles seiner Frau erzählt, und als die Frau in die Wochen gekommen ist, und der Zwerg sich einfand, um das Versprochene zu holen, hat sie ihm sogleich gesagt, wie er heiße, und seit der Zeit ist er nicht wieder gekommen.

Wicht, plattd.: kleines Kind, kleines Ding, Geschöpf (Bösewicht).

1)
Dutte, plattd.: Pflock, kurzer Stock, hier Bezeichnung für kurze, kleine Leute.