Dorfkapelle


Standort

Kapellenwinkel, 32457 Porta Westfalica


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Glocke

1640 wurde der Dachreiter für die erste Glocke errichtet, sie trug die Inschrift „M.1) Engelhart Kroger Anno 1640“, und wurde 1942 aus Kriegszwecken eingegossen. Am 4. Advent 1953, 20.12.1953, wurde die neue bronzene Glocke geweiht, sie trägt die Inschrift „Christus vivit - Den Gefallenen. Barkhausen 1953“.


(1825)

In Barckhausen ist eine im Jahre 1671 erbaute Capelle, worin alle Sonntage Gottesdienst gehalten wird. Sie hat ihr eigenes mit dem Jahre 1706 beginnendes Kirchenbuch, und die übrigen kirchlichen Nachrichten reichen von 1744 bis 1817. In der Capelle befindet sich ein 7 Fuß hohes 4 ½ Fuß breites Altar Gemälde in Oehl, die Beschneidung darstellend. Es ist nicht ohne Kunstwerth, der Kopf des hohen Priesters Simeon schön. Der verstorbene beim Marienstift in Minden angestellt gewesene Sekretair Niehaus hat das Bild im Jahre 1821 hierher verkauft.2)


Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Minden

von Albert Ludorff, 1902

Kapelle, evangelisch, Renaissance, von 1771, einschiffig, gerade geschlossen, mit Holzdecke und Dachreiter. Fenster und Eingang gerade geschlossen. Mehrere schießschartenartige Schlitzfenster. 2 Füllungen3) eines Klappaltars, spätgotisch, von Holz, geschnitzt mit Gefangennahme Christi und Kreuztragung; 51 und 48 cm hoch, 75 und 63 cm breit. Kronleuchter, Renaissance, von Bronze, einreihig, sechsarmig, mit der Jahreszahl 1783; 65 cm hoch.


Geschichtliches über die Dorfkapelle in Barkhausen (1925)

Einem Vortrage des Architekten Schröder, der demnächst die Umbauarbeiten der Kapelle in Barkhausen leiten soll, Entnehmen wir folgende geschichtliche Einzelheiten über die Dorfkapelle.
Die Porta Westfalika und ihre Umgebung haben eine alte Geschichte. Schon im Frühjahr 16 n. Chr. zogen die Legionen des Germaniens am linken Weserufer auswärts, um die Niederlage des Varus zu rächen. In der Schlacht auf dem Jdistavisofelde auf beiden Seiten des Jakobsberges siegte Germaniens zwar, aber eigene Verluste und die „Rauhe Gegend„ zwangen ihn zur Umkehr. Vielleicht schon aus dieser Zeit, sicher aber aus fränkisch-sächsischer Zeit stammt das Kastell auf dem Wittekindsberge.
Bei Minden führte schon aus römischer Zeit eine alte Heerstraße über die Weser. 798 schlug Karl der Große in „Minda“ sein Lager auf, und in diesem Jähre wird auch Minden in den Jahrbüchern des fränkischen Reiches erwähnt. 852 war der Ort schon so bedeutend, daß Kaiser Ludwig hier einen Reichstag abhielt. Minden wurde Bischofssitz. Der 1. Bischof von Minden, Milo, gründete um 992 auf dem Wittekindsberge ein Nonnenkloster, welches Kaiser Otto III. 993 in seinen Schutz nahm.
Sehr früh werden in der Nähe eines Ortes wie Minden und besonders am Fuße des Berges, der das Kloster trug, Siedlungen entstanden sein, deren Gründung wahrscheinlich sogar bis in die Zeit zurückreicht, wo auf dem Berge noch nicht das Nonnenkloster, sondern das heidnische Heiligtum stand. Allerdings wird Barkhausen erst unter Bischof Engelbert, dem 17 Bischof, von Minden, genannt (1055—1080) und Aulhausen zwischen 1159—64 und 1187, aber die Gründung beider Orte ist sicher mehrere Jahrhunderte früher erfolgt. Der Nachfolger des Bischofs Milo, der Bischof Ramward, verlegte schon um das Jahr 1000 das Nonnenkloster auf dem Wittekindsberge nach Minden (Marienstift). aber die Kapelle dort blieb bestehen, denn 1224 wird die Margarethenkapells auf dem Berge mit einer klösterlichen Niederlassung erwähnt und spätere Urkunden lasten erkennen, daß daselbst Geistliche gewirkt haben.
In der Urkunde, durch welche Kaiser Konrad II. 1033 das Marienstift in Minden bestätigte, werden die Orte Hilverdinsen, Wulferdinsen, Haddenhausen, Holzhausen und Vennebeck aufgeführt, während Barkhausen nicht erwähnt wird. Es ist also wahrscheinlich, daß Barkhausen zu dieser Zeit zur Pfarre auf dem Berge gehörte. Der tiefeingeschnittene sogenannter „Barkhauser Weg„ war ohne Zweifel der Kirchweg.
Durch die Reformation wurde vieles anders. Diese gewann schon im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts Eingang im Bistum Minden, und in der folgenden Zeit werden die Gottesdienste auf dem Berge nicht mehr abgehalten sein, so daß man in Barkhausen den Bau einer eigenen Kapelle beschlossen haben wird. Aber die Zeit war unruhig. Die Mindener hatten ihre Geistlichen vertrieben, und Johann von Münchhausen, der damalige Besitzer von Haddenhausen, der sich der Vertriebenen annahm, führte Fehde gegen die Stadt. Auch die folgenden Jahrzehnte waren erfüllt von Streitigkeiten zwischen den Bürgern Mindens und der Geistlichkeit, und diese Unruhen werden sicher auch die Umgebung beeinflußt haben. Deshalb bauten die Barkhauser ihre Kapelle auf einen erhöhten Platz, der an sich schon eine Art Befestigung darstellt. Dieser Platz, auf dem die Kapelle noch steht, ist ohne Zweifel der Mittelpunkt einer uralten Siedlung. Um etwa 60—80 Zentimeter gegen die umlaufende Dorfstraße erhöht und mit einer Mauer aus roh behauenen Bruchsteinen umgeben, diente er vielleicht lange vor Erbauung der Kapelle als Platz für das Dorfgericht und für die Versammlungen der Gemeindeglieder. Die heutige unregelmäßig ovale Form des Platzes ist sicher die ursprüngliche unveränderte Anlage. Auf diesen vorhandenen Platz also, mitten in der Siedlung, baute man die Kapelle. Die Fenster des Bauwerks wurden schartenförmig und so hoch angelegt, daß im Falle der Not Kirche und Platz wirkungsvoll verteidigt werden konnten.
Genaue Angaben über die Zeit des Kapellenbaues sind nicht vorhanden, man vermutet, daß der Bau in den Jahren 1530—1560 getätigt ist. In dem Dachreiter der Kapelle nämlich, der nach seiner ganzen Konstruktion später eingebaut sein muß, befindet sich eine Glocke mit folgender Inschrift: „M. Engelhart Kroger Anno 1640.“ Auf dem Brüstungsbalken der westlichen Empore befindet sich die Inschrift: „Got zu Ehren dieser Christengemein zum Besten gebauet. H.(err) Reinerus Busch Past.(or) JK. HE. TB (zerstört) Olderleute Anno 1671.“ Die einzelnen Buchstaben werden die Anfangsbuchstaben der Namen der Olderleute (Altersleute, Altarleute, Presbyter) sein. Der letzte Teil der Inschrift war bisher verdeckt und wurde erst jetzt freigelegt. Wenn man bis in diese Zeit hinein den Bau der Kapelle auf das Jahr 1671 zurückführte, so ist das ein Irrtum, der durch das Freilegen der ganzen Inschrift nun geklärt ist.
Beim Einbauen des Dachreiters in den Kapellenbau wurde auch das Schartenfenster des westlichen Giebels zugemauert. Noch später wurde dann die westliche Empore mit Freitreppe und äußerer Zugangstür erbaut. Die baugeschichtlichen Daten wären somit folgende: Zwischen 1530 und 1560 Neubau, 1640, zur Zeit des Glockengusses, wird der Dachreiter aufgesetzt, dem, durch die Vergrößerung der Gemeinde bedingt, 1671 der Einbau der westlichen Empore folgte. Die nördliche und östliche Empore sind viel später- eingebaut, das läßt die Einfügung des nördlichen Balkens in den Inschriftbalken der westlichen Empore erkennen. Auch die Ausführung dieser Emporen ist eine viel oberflächlichere und mangelhaftere, als die der alten westlichen Empore. Das Rundbogenfenster auf der südlichen Ansicht der, Kapelle ist, wie festgestellt werden konnte, erst in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eingebrochen. Die Öffnung ist mit Backsteingewänden gemauert und mit einem eisernen Sprossenfenster geschlossen. Auch die Fenster- unter der westlichen Empore haben Backsteingswände und sind wohl an Stelle früherer, kleinerer Fenster eingebrochen. Unter der nördlichen und östlichen Empore befinden sich in der südlichen, östlichen und nördlichen Wand drei kleine Fenster, die ohne Zweifel nach der Einrichtung dieser Emporen eingefügt wurden. Man durchbrach eben das Bruchsteinmauerwerk, so gut es ging, wobei die Öffnungen in Form und Größe verschieden wurden. Auch die äußere Zugangstür zur westlichen Empore ist später erweitert, das heißt mit einem Oberlicht und mit der Holzzarge versehen, wahrscheinlich zur Zeit des Einbaues der nördlichen und östlichen Empore.
Die Kapelle soll nun durch die Renovierung äußerlich ihre ursprüngliche Ansicht wiedererhalten und im Inneren so umgebaut werden, daß sie ein würdiges Denkmal für die gefallenen Helden unserer Gemeinde bildet und zugleich als Leichenhalle bei Beerdigungsfeiern benutzt werden kann.
- K.4)


Die alte Barkhauser Kapelle (1928)

Hart an dem Wege, der von Barkhausen aus hinauf zur Wittekindsburg führt, liegt auf einer kleinen Erhöhung eine alte Kapelle. Trübe blinkten die zerschlagenen Reste der kleinen Butzenscheiben im Sonnenlichte und seit dreißig Jahren schwieg das Glöcklein in dem alten Dachreiter. Ein paar Ziegen rupften zwischen den alten verwitterten und halb eingestürzten Grabsteinen die letzten Gräser. Kaum beachtet war das Kapellchen, verlassen stand es da als Zeuge der Kultur.

Eine alte Mauer umschließt den ovalen Platz, der von den Dorfeinwohnern früher — als dort die Kapelle noch nicht stand — sicherlich als Gerichtsstätte und Versammlungsplatz benutzt wurde. Die ursprüngliche unregelmäßige Form des Platzes ist erhalten geblieben und wird auch ehemals nicht viel anders ausgesehen haben, als Bischof Engelbert der Siebzehnte noch regierte. Das war um die Jahre 1055 bis 1080 herum, in der Zeit also, da man Barkhausen das erste Mal urkundlich erwähnt. Irgendeinem der Nachfolger des Engelbert fiel es ein, das Nonnenkloster vom Wittekindsberge nach Minden zu verlegen, doch ließ man den Barkhausern noch die Kapelle oben im Berge.

Als dann die Lehre des jungen Martin Luther auch nach Minden kam und unruhige Zeiten über das Land hereinbrachen, da vertrieben die Mindener ihre hohe Geistlichkeit.
Dessentwegen führte Johann von Münchhausen, der auf Rittergut Haddenhausen hauste, mit den Mindenern Fehde. Das gab auch bewegte Zeiten, für die Barkhauser, die sich nicht mehr zu ihren Gottesdiensten in den Berg getrauten. Sie erbauten sich ihre eigene Kapelle im Dorfe, legten ihre Fenster jedoch schartenförmig an und bauten sie hoch genug, so dass sie zur Not auch der Verteidigung dienen konnten. Das dürfte in den Jahren 1530 bis 1650 geschehen sein.

Was hat die Kapelle seitdem nicht schon alles an Sturm erlebt! Die schweren Jahre des dreißigjährigen Krieges sind über sie hinweggegangen, und Seuchen, Not und Tod werden die Gesunden oftmals in die Kapelle getrieben haben. Letzter Zufluchtsort, wenn man nicht mehr ein noch aus wußte! Wie manches Mal wird das armselige, jetzt schön fast dreihundert Jahre alte Glöckchen Sturm oder Feuersbrunst geläutet haben! Wie vielen Generationen ertönte es zum letztem Gang!
Und all diese Zeit mit ihren Schrecknissen hat das Kapellchen überstanden! Längst sind die Zwecke der Verteidigung überflüssig geworden, längst schonte diente die Kapelle nicht nicht den kirchlichen Bedürfnissen. Vielleicht, daß Handwerksburschen die Nächtigung in der Kapelle dem Spritzenhaus vorzogen oder vorübergehend einmal der Plan gefasst wurde, dort eine Jugendherberge zu errichten.
Mit geheimer Trauer sah man indessen, dass das kleine Kirchlein dem Verfall preisgegeben war. Heimatschutzfreunde nahmen sich der Sache an und erlebten, dass ihren Wünschen nach Erneuerung der Kapelle Rechnung getragen wurde.
Als die Arbeiten ausgeführt wurden, stieg man auch in den Dachreiter und fand an dem alten Glöcklein die Inschrift „M. Engelhart Kroger anno 1640“ und an der westlichen Empore ins Holz geschnitzt:

GOT ZU EREN DISER CHRISTENGEMEIN. H. REINERUS BUSCH PAST. OLDERLEUTE ANNO 1671

Verwittert ist das Holz und nicht alles lesbar. Unter Leitung des Architekten Schröder wurde durch geringfügige Änderungen die ursprüngliche Bauart der Kapelle wieder hergestellt und die hellgrünen Fensterscheiben, wurden neu in Blei gefasst. Wenn man nun den Raum betritt, wird man in dem mattgrünen Lichte erkennen, dass das Innere schön, aber schmucklos geblieben ist wie es in alter Zeit war, als. die Furie des Dreißigjährigen Krieges über das Land hinwegbrauste.5)


Informationstafel (1988)

Dorfkapelle

~.~

Erbaut zwischen 1530 und 1560
aus Porta-Sandstein, 1640 durch Dachreiter
ergänzt.

~.~

An der Ostseite des von einer Mauer aus
roh behauenen Bruchsteinen umgebenen
Geländes befindet sich u.a. ein Gedenkstein.

~.~

Diese Steinplatte erinnert an die
Ehefrau und den Sohn des schwedischen
Obersten „von Pless“
die im Jahre 1639 hier im Dorf
verstorben sind.

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Stadt Porta Westfalica
Fremdenverkehrsamt
Text: H. Rösler

~.~

88


Grabplatte von Pless



Gemeinde Barkhausen a.d. Porta, den 23. Mai 1972 - Aktennotiz
Bei Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände Bergbrede, Kapellenweg 10 wurde im Mai 1972 ein Teil einer Grabplatte mit folgender Inschrift gefunden:
„Zwischen 8. und 9. ist die hoch edelgeborene großehrende tugentreiche Anna vo Pless des hochedelgeborenen und strengen Herrn Wilhelm OG S königl. Majest. zu Sweden hochbestalter Obersten liebliche Hausfrau sanft un selig im Herrn entschlafen ihres Alters im 20 Jahr Ao 1639 D. 18. Dezemb. ist hoch dachten Herrn u obersten Wilhe OG selbe einziger Sohn Peter OG auch im Herrn entschlafen und A bey seine liebe S. Mutter geset.


Inschrift Grabplatte

„Zwischen 8. und 9, ist die hoch
edelgeborene großehrende
tugentreiche Anna vo Pless
des hochedelgeborenen und
strengen Herrn Wilhelm OG
S. königl. Majest, zu Sweden
hochbestalter Obersten
liebliche Hausfrau sanft un
selig im Herrn entschlafen
ihres Alters im 20 Jahr

Ao 1639 D. 18. Dezemb. ist hoch
dachten Herrn u Obersten Wilhe
OG selbe einziger Sohn Peter OG
auch im Herrn entschlafen und A
bey seine liebe S. Mutter geset.“


Medien

1)
Meister
2)
Leopold von Ledebur
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg
Denkmäler der Geschichte, der Kunst und des Altertums (1825)
3)
Verwendung in der neuen Kirche beabsichtigt
4)
Mindener Tageblatt vom 05.09.1925
5)
Aus „Volkswacht“ 31.03.1928 - Nr. 78 - 39 Jahr. - Seite 17