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Straßenbahn
Die Straßenbahn fuhr vom 01.09.1893 bis 29.12.1959 von Minden nach Barkhausen und zurück.
1)Minden. Handelsregister
des Königlichen Amtsgerichts zu Minden.
In unserem Gesellschaftsregister ist am heutigen Tage folgende Eintragung bewirkt worden:
Spalte 1. Laufende Nummer 236.
Spalte 2. Firma der Gesellschaft: „Mindener Straßenbahn Gesellschaft.“
Spalte 3. Sitz der Gesellschaft: Minden.
Spalte 4. Rechtsverhältnisse der Gesellschaft:
Die Gesellschaft ist eine Actien-Gesellschaft nach dem Gesellschaftsvertrag vom 08.12.1892 und hat ihren Sitz in Minden.
Gegenstand des Unternehmens ist der Bau und Betrieb von Straßenbahnen in Minden und Umgegend, in erster Linie von Minden nach Porta.
Das Grundkapital beträgt 150.000 Mark in 150 auf den Namen lautenden Actien von 1.000 Mark und kann durch Beschluß der Generalversammlung erhöht werden.
Gründer der Gesellschaft sind die nachstehend unter Nr. 1 bis mit 48 aufgeführten Personen:
- Wirth Heinrich Althoff,
- General-Agent Alexander Althoff,
- Wirth Oscar Behrens,
- Justiz-Rath Arnold Bernau, für sich und als Bevollmachtigter des Buchdruckereibesitzers W. Köhler in Minden,
- Kaufmann Christian Breyer,
- Hermann Drüge,
- Kaufmann Albert Lilienthal, Theilhaber der Firma Franke & Lilienthal,
- Wirth August Frederking in Barkhausen,
- Kaufmann Carl Frerichs,
- Bergrath Carl Goedecke,
- Kaufmann Ludwig Günther,
- Kaufmann Max Jardon,
- Wirth Wilhelm Kaune,
- Stadtbaumeister August Kirsten,
- Kaufmann Oscar Kiel,
- Kaufmann Wilhelm Kiel, Bevollmächtigter des Architekten A. Hutze in Porta und des Kaufmanns Otto Seiler in Minden,
- Kaufmann Hermann Klopp,
- Maurermeister Eduard König,
- Maurermeister Engelbert Langen, für sich und als Bevollmächtigter des Bauunternehmers E. Schmidt in Minden,
- Stadtrath Christian Lück
- Gelbgießer August Marquardt,
- Kaufmann Fritz Marpè,
- Rentner Wilhelm Menke,
- Kaufmann Heinrich Muermann,
- Gymnasiallehrer August Müller,
- Restaurateur Wilhelm Nolting in Porta,
- Kaufmann Theodor Rohlfing, für sich und als Bevollmächtigter des Lederfabrikanten Emil Dießelhorst,
- Kaufmann Carl Rubrecht,
- Kaufmann Wilhelm Ruoff,
- Regierungs-Secretär Georg Schilling,
- Maurermeister Carl Schnabelrauch,
- Kaufmann Max Schütte,
- Rentner Carl Sinemus,
- Rentner Paul Stapff,
- Stadtverordneter Fritz Stremmel,
- Kaufmann Gustav Ströver, für sich und als Bevollmächtigter des Kaufmanns G. Böker in Minden.
- Stadtrath Theodor Wiese,
- Bankdirector Heinrich Willers, für sich und als Bevollmächtigter des Kaufmanns Carl Schäffer in Gohfeld,
- Wirth Heinrich Wischmeyer,
- Handelskammer-Präsident Friedrich Zaun, für sich und als Bevollmächtigter der Frau Regierungs-Präsident von Pilgrim in Minden,
- Cigarrenhändler Otto Wittig,
- Rentner Woldemar Schmidt,
- Banquier Carl Siebe, für sich und als Bevollmächtigter des Geheimen Sanitäts-Raths Dr. Müller in Minden,
- Banquier Wilhelm Wegener, für sich und als Theilhaber der Firma Hermann Lampe in Minden und als Bevollmächtigter des Apothekers W. Heimrod in Minden, des Kaufmanns Robert Schelp in Minden, des Schneidermeisters Wilhelm Schmidt daselbst, des Musikdirektors Carl Zuschneid daselbst und des Werkmeisters Fr. Llodt daselbst,
- Buchdruckereibesitzer Peter Leonardy, als Bevollmächtigter des Kaufmanns Louis Kiel in Minden,
- Handelskammer-Secretär Dr. Paul Rohr, als Bevollmächtigter des Kaufmanns William Küster in Minden,
- Bäckermeister Heinrich Stockhaus,
- Frau Wirth Johanne Meyer in Barkhausen,
unter 1 bis mit 7, 9 bis mit 25, 27 bis mit 47, in Minden wohnhaft.
Die Gründer haben sämmtliche Actien übernommen. Der Vorstand der Gesellschaft wird durch den Aufsichtsrath bestellt und besteht aus einem oder mehreren Mitgliedern, zur Zeit nur aus dem Bergrath Goedecke in Minden. Der Aufsichterath besteht mindestens aus 3 Mitgliedern, zur Zeit aus folgenden Personen:
- Justiz-Rath Arnold Bernau,
- Kaufmann Wilhelm Kiel,
- Stadtrath Gustav Hattenhauer,
- Banguier Carl Siebe,
- Apotheker Wilhelm Heimrod,
- Stadtrath Theodor Wiese,
- Stadtrath Christian Lück,
- Rentner Woldemar Schmidt,
- Kaufmann Max Schütte,
sämmtlich in Minden.
Zu Revisoren sind bestellt durch Beschluß Mindener Handelskammer:
der Kaufmann Wilhelm Brinkmann und der Handelskammer-Secretär Dr. Rohr,\\1
beide in Minden.
Alle Urkunden und Erklärungen des Vorstander sind für die Gesellschaft verbindlich, wenn sie m der Firma der Gesellschaft versehen sind und, falls der Vorstand aus Unterschrift dieses oder dessen Stellvertreters, falls der Vorstand aber aus mehreren Mitgliedern besteht, die Unterschrift, zweier oder eines Vorstandsmitgliedes und eines Stellvertreters tragen.
Die Zusammenberufung der Generalversammlungen erfolgt durch den Aufsichtsrat mittels einmaliger Bekanntmachung mit der Frist von mindestens zwei Wochen.
Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichs-Anzeiger.
Minden, den 29. Oktober 1892.
Königliches Amtsgericht.
Straßenbahn Minden-Porta 1893
von Hermann Schmidt
Die Bewohner an der Chaussee in Barkhausen, Aulhausen und Porta protestierten zwar heftig gegen die Bahnanlage, indem sie geltend machten, dass sie in ihren landwirtschaftlichem Betriebe Störungen erleiden würden, namentlich verlangten sie die Verwendung von sogenannten Rillenschienen, indes wurden sämtliche Proteste zurückgewiesen und die Schienen auf die westliche Seite der Chaussee gelegt und der Betrieb am 1. September 1893 eröffnet. Die Bedenken wurden bald überwunden und die Bahn auch von den heftigsten Gegnern bald fleißig benützt. Das Fahrgeld für die einfache Fahrt betrug 20 Pfennig, für Hin-und Rückfahrt 30 Pfennig, Wochenkarte für Arbeiter 60 Pfennig, Monatskarten für 5 Mark, Jahreskarte 30 Mark, Jahreskarte für Schüler 20 Mark. Die Haltestellen der Bahn waren: Minden-Lindenstraße – Minden-Schwanenteich - Minden Wasserwerk - Zollern - Menke - Barkhausen - Endstation Porta. Bei Bedarf auch Lübbecker Straße. Die gewöhnlichen Wagen waren ziemlich lang, hatten an jedem Ende eine Plattform (nach den Seiten offen, für Raucher), Flügeltüren aufklappbar zum Ein-und Aussteigen. Besonders beliebt im Sommer die sogenannten „Sommertagen“ zu beiden Längsseiten nur Segeltuchvorhänge, lange Trittbretter, 3, am ganzen Wagen entlang. 1/3 der Wagenflache war ohne Bänke, für die Marktfrauen mit ihren Körben reserviert. Der Schaffner ging während der Fahrt auf den Trittbrettern am Wagen entlang. Die Schienen, auf Eisenschwellen liegend (alle 8 Meter etwa eine Abflussrinne zum Chausseegraben hin), lagen so hoch, dass sie nur an den Straßenübergängen mit Fahrzeugen zu überqueren waren (Die späteren Rillenschienen im Straßenpflaster waren wesentlich besser). Der Chronist ist 5 Jahre lang von 1913-1918 als Fahrschüler mit der Straßenbahn gefahren. Sein Elternhaus lag an der Chaussee. Die Fahrschule hatten morgens und mittags einen Wagen für sich, den „Schülerwagen“ von allen Bahngasten schon des Krachs wegen respektiert (notfalls halfen die Benutzer durch Stinkbomben nach). Im Fahrplan nahm man auf die Schüler weniger Rücksicht. Jeden Mittag mussten sie von 13 Uhr (Schulschluss) bis 13 Uhr 55 warten, so dass sie frühestens um 14 1/2. Uhr zu Haus waren. Anscheinend nahm der Fahrplan Rücksicht auf die „Bergvereinsler“, etwa 12 ältere Geschäftsleute von Minden, die täglich ihre Bergwanderung zur Wittekindsburg machten.
Die Lokomotiven der guten alten Pingelbahn waren doch recht wackelig, sie hatten - bis auf die „Porta“ - ja auch nur 2 Achsen, Führer, die Hand am Regulator, und der schmucklosere Heizer standen allen sichtbar, in dem nach allen Seiten offenen Führerstand. In der Dunkelheit sah die Lokomotive mit ihren beiden Laternen und dem offenen Achsenkasten darunter, aus dem die Glut heraus leuchtete, wie ein wahres Ungeheuer aus. Erstaunlich, dass die „Minden“, „Hausberge“, „Westfalen“ und so weiter meist 4 so lange Personenwagen auch die Steigung von Gasthaus Weber bis zur Kaiserstraße hinauf zog! Aber Wie! Mit Schwung und Gestöhne ging es bis zur Kirchstr, langsamer dann bis zur Steinstraße, dann stöhnend: „Ek kann nich mär! Ek kann nich mär!“ im Schritt-Tempo bis kurz vor der Höhe, dann aufatmend : „Ek schaffet nou! Ek schaffet nou!“
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